
Neem
Neem - die indische "Dorfapotheke"
Neem, auch als Niem oder Nimba bekannt, ist bereits seit Jahrhunderten ein wichtiges Heilmittel des indischen Ayurveda. Der majestätische Niembaum (Azadirachta indica) stammt ursprünglich aus der Region Indien / Burma / Pakistan und zählt zur Familie der Mahagoni-Gewächse. Mittlerweile wird er auf der ganzen Welt in den trockenen Tropen und Subtropen angepflanzt. Der Baum ist schnellwachsend, meist immergrün und wird 15 bis 20 Meter hoch und bis zu 200 Jahre alt. Freistehend bilden sich mächtige Kronen auf einem kurzen Stamm aus. Man verwendet sowohl die gefiederten Blätter, als auch die Rinde und die Samen, aus denen man Niemöl presst.
Er wird aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten auch als
"Dorfapotheke" bezeichnet. In manchen Gegenden gilt er als Glücksbringer.
Obwohl der Neem-Baum bereits seit Jahrzehnten wissenschaftlich untersucht
wird, sind viele der über 100 chemischen Inhaltsstoffe noch immer nicht
vollständig erforscht. Zudem variiert die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe in
Rinde, Stamm, Blättern und Früchten erheblich. Einer der wichtigsten
Inhaltsstoffe ist das Azadirachtin, das als Insektizid wirkt, ebenso wie
Salannin und Meliantrol. Die Wirkstoffe Nimbin und Nimbidin sind wirksam gegen
Viren. Quercetin, ein Flavonoid ist ein starkes Antioxidanz und wirkt
antikanzerogen. Außerdem enthält der Baum essentielle Aminosäuren, Bitterstoffe,
Polysaccharide und Phenole.
Neem gegen Wunden und Hautkrankheiten
Auch wenn Neem als Heilmittel ursprünglich aus dem indischen Aurveda stammt, wird es mittlerweile weltweit eingesetzt, sowohl zur äußeren als auch zur inneren Anwendung. Äußerlich wirkt es gegen Parasiten, wie z.B. Läuse und Milben und wird als Öl oder Tinktur verdünnt aufgetragen (Mehlhorn et al. 2011). (Achtung, für Katzen in Neemöl giftig!) Auch bei entzündlichen Hauterkrankungen ist Neem ein sehr wirkungsvolles Mittel, da es entzündungshemmende, wundheilende, antibakterielle und antivirale Eigenschaften besitzt. Wunden, Entzündungen, Akne, Pilzerkrankungen und sogar Lippenherpes können direkt mit Neemöl dünn bestrichen werden, bis die Wunden vollkommen abgeheilt sind (Tiwari et al. 2010). Bei der Verwendung von Neemöl zur Wund-, Haut- oder Haarpflege sollten Sie besonders darauf achten, welche Qualität Sie kaufen und verwenden (kaltgepresstes, naturbelassenes Neem-Öl).
Neem zur Zahnpflege
Auch für die Zahngesundheit ist Neem hilfreich. Zweige des Baumes werden
traditionell in Indien und Afrika zur Zahnreinigung verwendet. Dazu werden die
Zweige zerkaut und der dadurch entstandene Pinsel zur Zungenreinigung verwendet.
Inzwischen ist auch wissenschaftlich nachgewiesen, dass Neem durch seine
antibakterielle Wirkung das Zahnfleisch und den Mudraum schützt (Chatterjee et
al 2011).
Schließlich gibt es auch eine Vielzahl von inneren Anwendungen von
Neem, die aus dem Ayurveda stammen und mittlerweile auch wissenschaftlich
erforscht werden. Allerdings sollte hier, wie bei jedem Medikament, genau auf
die Dosierung geachtet werden. Neben den antibakteriellen und antiviralen
Eigenschaften wirkt Neem auch entzündungshemmend, antikanzerogen, fiebersenkend,
antimykotisch und blutdrucksenkend (Alzohairy 2016).
Neem in der Krebsforschung
Die Wirkstoffe des Neem-Baumes wirken sowohl präventiv als auch therapeutisch auf Krebszellen (Alzohairy 2016). Der genaue Mechanismus ist noch nicht vollständig verstanden, aber man vermutet, dass verschiedene Inhaltsstoffe die Gene, die an der Krebsentstehung beteiligt sind deaktivieren (Kumar et al. 2010). Außerdem unterstützen sie die Apoptose (natürlicher Zelltod)der Krebszellen, welche bei diesen normalerweise außer Kraft gesetzt ist, was das unkontrollierte Wachstum von Tumoren mitverursacht (Arumugam et al. 2014). Zudem sie wirken hemmend auf die Blutversorgung des Tumors. Darüber hinaus sensibilisieren Neem-Extrakte Krebszellen für Immun- und Strahlentherapie und erhöhen die Wirksamkeit bestimmter Krebs-Chemotherapeutika (Hao et al. 2014). Neem scheint also für die Zukunft ein vielversprechendes Mittel gegen Krebs - sowohl vorbeugend als auch heilend - zu sein.
Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Neem können Erbrechen, Übelkeit, Unwohlsein und
Unterzuckerung auftreten.
Wichtig ist bei Neem, dass Sie es nicht
überdosieren und auch die Anwendung auf einen kurzen Zeitraum beschränken
(maximal 2 Wochen). Für eine genaue Dosierung passend auf Ihre Beschwerden
konsultieren Sie am besten einen Arzt oder Heilpraktiker.
Neemöl kann bei
oraler oder vaginaler Applikation die Einnistung des Eies und damit eine
Schwangerschaft verhindern. Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch sollten daher
auf die Einnahme von Neem verzichten! Auch sollten Sie bei Kindern unter 4
Jahren auf die Anwendung verzichten, da die Nebenwirkungen nicht ausreichend
erforscht sind.
Neemöl wirkt reizend auf die Schleimhäute und bei
Augenkontakt muss sofort mit viel Wasser gespült werden.
Quellen:
Alzohairy MA (2016): Therapeutics Role of Azadirachta indica (Neem) and Their Active Constituents in Diseases Prevention and Treatment. Evid. Based Complement. Alternat. Med. 2016: 7382506. doi: 10.1155/2016/7382506 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4791507/, Abruf vom 01.10.2018)
Arumugam A, Agullo P, Boopalan T, Nandy S, Lopez R, Gutierrez C, Narayan M, Rajkumar L (2014): Neem leaf extract inhibits mammary carcinogenesis by altering cell proliferation, apoptosis, and angiogenesis. Cancer Biol Ther. Vol. 15(1):26-34.
Chatterjee A, Saluja M, Singh N, Kandwal A (2011): To evaluate the antigingivitis and antipalque effect of an Azadirachta indica (neem) mouthrinse on plaque induced gingivitis: A double-blind, randomized, controlled trial. J Indian Soc Periodontol. Vol. 15 (4): 398-401. doi: 10.4103/0972-124X.92578
Hao F, Kumar S, Yadav N, Chandra D (2014): Neem components as potential agents for cancer prevention and treatment. Biochimica et Biophysica Acta, Vol. 1846 (1): 247-257
Kumar HG, Priyadarsini VR, Vinothini G, Letchoumy Vidya P, Nagini S (2010): The neem limonoids azadirachtin and nimbolide inhibit cell proliferation and induce apoptosis in an animal model of oral oncogenesis. Invest New Drugs. Vol. 28 (4): 392-401.
Mehlhorn H, Abdel-Ghaffar F, Al-Rasheid KA, Schmidt J, Semmler M. (2011): Ovicidal effects of a neem seed extract preparation on eggs of body and head lice. Parasitol. Res., Vol. 109 (5): 1299-302. doi: 10.1007/s00436-011-2374-8.
Patel SM, Nagulapalli Venkata KC, Bhattacharyya P, Sethi G, Bishayee A (2016): Potential of neem (Azadirachta indica L.) for prevention and treatment of oncologic diseases. Semin Cancer Biol. 2016 Oct;40-41:100-115. doi: 10.1016/j.semcancer.2016.03.002.
Tiwari V, Darmani NA, Yue BY, Shukla D. (2010): In vitro antiviral activity
of neem (Azardirachta indica L.) bark extract against herpes simplex virus
type-1 infection. Phytother. Res., Vol 24 (8): 1132-40. doi: 10.1002/ptr.3085.